„Christus in der Rast“ kehrt in die Stadtkirche zurück

Zufrieden betrachtet Restaurator Markus Schmidt die von ihm überarbeitete Meyering-Statue „Christus in der Rast“, die jetzt einen neuen Standort in der Wortgotteskapelle in der St. Dionysiuskirche gefunden hat.

Genau passend zum Beginn der Jubiläumsfeierlichkeiten „500 Jahre St. Dionysius“ ist auch die aus der Barockzeit stammende Sandsteinfigur „Christus in der Rast“ in die Stadtkirche zurückgekehrt. Restaurator Markus Schmidt aus Laer transportierte am Freitagvormittag die etwa 1,30 Meter hohe Statue, die Ende des 17. Jahrhunderts der berühmte Bildhauer Bernd Meyering (1631 – ca. 1703) geschaffen hat, in die Stadtkirche. Die Sitzfigur des dornengekrönten Schmerzensmannes ist dem renommierten Kunsthistoriker Rudolf Breuing zufolge die einzige bisher bekannte Freiplastik Meyerings, die bis zur Entfernung der barocken Grundausstattung der Dionysiuskirche in den Jahren 1868 bis 1872 auf einem Postament im Mittelschiff stand.


„Die Rückkehr dieser Figur, die viele Jahre im Keller aufbewahrt wurde und zuletzt sogar ganz aus der Kirche entfernt worden war, war mir wichtig“, meinte Pfarrer Thomas Lemanski, auch wenn er zugleich betont: „Wir werden sicherlich nicht alles wieder aufstellen können, was in den vergangenen 500 Jahren irgendwann mal in der Stadtkirche gestanden hat.“


Für die Meyering-Skultur, deren Aussehen anhand der gründlichen Untersuchung der ersten Farbschicht wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden konnte, hat sich ein sehr passender Aufstellungsort gefunden. Der sitzende Jesus, der im Zustand nach der Geißelung, aber noch vor der Kreuzigung dargestellt wird, hat in der Wortgotteskapelle rechts neben dem Eingang Platz genommen. „Besucher, die in der Kapelle verweilen und dazu auf der Bank Platz nehmen, begegnen Christus somit auf Augenhöhe“, sagt Lemanski.


Geschaffen worden war die Skulptur im 17. Jahrhundert als Andachtsbild, das den Gläubigen die irdischen Leiden Christi recht drastisch vor Augen führen sollte. „Insofern ist die gesamt Körper von recht vielen Blutspritzern bedeckt, die im Zuge der Restaurierung auch wieder hergestellt wurden.


Rund acht bis zehn Wochen hatte Markus Schmidt den „Christus im Elend“, wie dieser im Barock sehr verbreitete Topos von Kunstgeschichtlern auch immer mal wieder bezeichnet wird, in seiner Werkstatt. Der Zustand der Skulptur sei durchaus beklagenswert gewesen, meinte der Restaurator: „Die Figur war stark verschmutzt und in Teilen auch schon bei früheren Überarbeitungen ergänzt worden.“ Teile des Gesichts und der Arme seien bereits früher freigelegt worden – ein Restaurierungsversuch, der offensichtlich abgebrochen worden war.


Dass die Farbschicht wieder aufgetragen wurde, stand für den Restaurator außer frage. „Gerade bei Skulpturen, die für Kircheninnenräume angefertigt wurden, haben die Künstler eigentlich nie die Variante gewählt, es bei dem reinen Sandstein zu lassen“, erläutert Schmidt. Es sei immer mit Farbe gearbeitet worden, was an der Figur auch eindeutig ablesbar ist. Insofern tut sich der Restaurator auch etwas schwer, den genauen Typus des verwendeten Sandsteins zu bestimmen. „Vieles spricht aber dafür, dass der Stein aus den Baumbergen stammte“, meint er. Gefertigt wurde die Figur von Bernd Meyering aus einem einzigen Sandsteinblock. „Das war schon eine ausgezeichnete bildhauerische Leistung“, meint Schmidt.

 

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