Düstere Mette am Mittwoch der Karwoche

'Wie liegt die Stadt so wüst' 


Chormusik aus sechs europäischen Ländern erklingt am kommenden Mittwoch, 5. April um 20 Uhr im Rahmen der ‚Düsteren Mette‘ in Rheines Stadtkirche Sankt Dionysius. Dabei spannt sich der Bogen vom im Westen gelegenen Frankreich über Spanien im Süden und die britischen Inseln bis hin zu den baltischen Staaten Lettland und Litauen im Nordosten Europas. Staaten, die seit Jahrhunderten ein gemeinsames kulturelles Erbe pflegen. In lateinischer Sprache erklingen die liturgischen Gesänge zur Passion Christi, Texte aus dem Alten Testament, vornehmlich aus dem Buch der Klagelieder des Propheten Jeremias, führen ein in die besondere Spiritualität der Heiligen Woche vor Ostern.

 

Dass diese dreitausend Jahre alte Texte auch inhaltlich wohl nie an Aktualität verlieren, zeigt sich an einer der berühmtesten Chorkompositionen des 20. Jahrhunderts, an der Motette ‚Wie liegt die Stadt so wüst‘ des Dresdner Kreuzkantors Rudolf Mauersberger. Es ist das einzige Werk, das in der Düsteren Mette in deutscher Sprache erklingt. Unter dem Eindruck der Zerstörung Dresdens im Februar 1945 schrieb Mauersberger das bewegende Werk, datiert ist es vom Karsamstag 1945. Womit der Prophet Jeremias einst die Zerstörung Jerusalems betrauerte, das lässt sich wohl auf alle kriegszerstörten Städte der Geschichte übertragen. Und nicht zuletzt erlangt das prophetische Klagelied auch heute wieder traurige Aktualität in Städten wie Bachmut und Mariupol.

 

Fünfzehn Kerzen brennen zu Beginn der Mette auf einem großen Leuchter im Altarraum. Vierzehn symmetrisch angeordnete Kerzen stehen für die elf Apostel, die Jesus nach dem Verrat des Judas noch geblieben sind, und für die so genannten drei Marien, die nach dem Bericht des Evangelisten Johannes bei Jesus unter dem Kreuz gestanden haben. Nach jeder Lesung und nach jedem Gesang wird eine Kerze gelöscht. Am Schluss brennt einsam und verlassen nur noch die mittlere Kerze, die Christus-Kerze. Es ist jenes nie verlöschende Licht, das dann in der Osternacht als Licht Christi (lat. Lumen Christi) die Auferstehung Jesu symbolisieren wird.
 

Es singt die Capella Sankt Dionysius unter der Leitung von Peter Petermann. Eine kurze Einführung gibt Pfarrer Thomas Lemanski. Wie immer zu dieser besonderen Feierstunde in der Karwoche wird der Chor im Westen der Kirche, unter dem Turmjoch, Aufstellung nehmen. Eintritt wird nicht erhoben, in diesem Jahr wird jedoch noch einmal eine besondere Kollekte gehalten, die  den Opfern des Krieges in der Ukraine zugutekommen soll.


Artikel vom 30.03.2023