Wenige Wochen vor Beginn des Jubiläumsjahres „500 Jahre St. Dionysius“ bahnt sich auch auf ökumenischem Gebiet Bahnbrechendes im Verhältnis zwischen der katholischen Pfarrei St. Dionysius und der benachbarten Evangelischen Jakobi-Gemeinde an. Die jeweiligen Leitungsgremien – Pfarreirat und Kirchenvorstand von St. Dionysius sowie das Presbyterium der Jakobi-Gemeinde – haben grünes Licht gegeben für die Unterzeichnung eines „ökumenischen Versprechens“ für den pastoralen Raum links der Ems.
„Wir bringen jetzt unsere langjährige gute Verbindung, die auch auf der guten Chemie zwischen den handelnden Personen in beiden Gemeinden basierte, auf Papier“, sagte Pfarrer Jürgen Rick von der Jakobi-Gemeinde, nachdem das Presbyterium unter Vorsitz von Pfarrerin Claudia Raneberg am Mittwochabend ebenfalls dem redaktionellen Entwurf zugestimmt hatte, den eine ökumenische Steuerungsgruppe in den vergangenen Monaten erarbeitet hatte. Zuvor hatte es auf katholischer Seite ebenfalls einstimmige Beschlüsse in den Pfarrei-Gremien gegeben.
„Wir wollen bewusst nicht von einem Vertrag sprechen“, sagte Thomas Lemanski, leitender Pfarrer von St. Dionysius, in dieser Woche bei einer Diskussionsveranstaltung der Kolpingsfamilie Rheine-Zentral und erläuterte: „Der Begriff Vertrag hat etwas Geschäftliches, was wir so nicht wollen.“ Vielmehr solle die gelebte Praxis der vergangenen Jahre jetzt in einem „Versprechen“ festgeschrieben werden. „Uns war wichtig, Standpunkte festzuschreiben, die seit Jahren gelebte Praxis sind und hinter die wir nicht mehr zurückwollen“, betonte Lemanski.
Unterzeichnet werden soll das ökumenische Versprechen am Rande des ökumenischen Neujahrsgottesdienstes der Stadt Rheine. „Damit setzen wir es auch ganz bewusst an den Anfang unseres Jubiläumsjahres“, sagte der katholische Pfarrer. „Und uns freut, dass das Dokument in der Wort-Gottes-Kapelle der St. Dionysius-Kirche auch öffentlich ausgestellt wird“, ergänzte der evangelische Pfarrer Jürgen Rick im Gespräch mit der MV.
„Wir sind zwar katholisch oder evangelisch, aber wir sind gemeinsam als Christen unterwegs“, wies Pfarrer Lemanski bei der Kolpingsfamilie auf das verbindende Element beider Konfessionen hin. Wie viel man auf dem gemeinsamen Weg der Annäherung schon erreicht habe, zeige der Blick zurück. 1993 sei das erste gemeinsame ökumenische Gemeindefest von St. Dionysius und der Jakobi-Gemeinde gefeiert worden. „Und die Begegnungen haben sich seither immer weiter vertieft“, spricht Pfarrer Rick von einer Erfolgsgeschichte.
Heute sei es vollkommen selbstverständlich, dass bei öffentlichen Veranstaltungen der Stadt Rheine beide Kirchen gemeinsam vertreten seien. Das gemeinsame Gebet sei ebenso selbstverständlich wie Kooperationen bei Schulgottesdiensten oder auf dem Friedhof Königsesch. „Als wir unsere Friedhofskapelle umgebaut haben, war es völlig selbstverständlich, dass wir in der Zeit die Kapelle auf dem evangelischen Teil des Friedhofes nutzen durften“, nannte Lemanski ein praktisches Beispiel.
Und auch ganz heiklen theologischen Frage, etwa der gemeinsamen Feier des Abendmahls, begegne man mittlerweile mit einem gesunden Pragmatismus. „Wir katholischen Pfarrer haben uns dazu entschieden, die Gewissensentscheidung des einzelnen zu respektieren“, sagte Pfarrer Lemanski. Wenn ein evangelischer Christ in einer katholischen Messe zur Kommunion gehe, werde sie ihm nicht verweigert – ähnlich wie es die evangelische Kirche praktiziere, wenn ein Katholik am Abendmahl teilnehme.
Dennoch betonte der katholische Pfarrer ganz entschieden: „Wir konstruieren keine neue Liturgie, und wir wollen auch keine Revolution anzetteln.“
Text + Bild www.mv-online.de