Kein Zweifel, die Kapelle auf dem katholischen Teil des Friedhofs Königsesch ist in die Jahre gekommen. Das Dach ist schon länger undicht, so dass bei Regen Feuchtigkeit ins Gebäude eindringt, was sich an unschönen Verfärbungen in der Deckenvertäfelung auch schon ablesen lässt. Und auch die sechs Verabschiedungsräume, in denen die Toten vor der Beisetzung aufgebahrt werden, ähneln eher Abstellkammern als einem Ort, an dem Angehörige würdevoll Abschied von ihren Verstorbenen nehmen können.
„Die Pläne für einen Umbau der Friedhofskapelle gibt es ja schon länger. Aber jetzt wird angepackt“, kündigt Dechant Thomas Lemanski, leitender Pfarrer von St. Dionysius, entschlossen an. Nach dem Ende der Sommerferien sollen die Umbauarbeiten im Bestand beginnen. „Wir haben bereits sämtliche Bestatter informiert, dass die Friedhofskapelle von Ende August an bis in die ersten Monate kommenden Jahres hinein nicht zur Verfügung steht“, sagt der Leiter des Friedhofsteams, Guido Robert.
„Kerzenkapelle“ wird für Trauerfeierlichkeiten reaktiviert
Für die Zeit der Schließung wird die „Kerzenkapelle“ für Trauerfeierlichkeiten reaktiviert, die bis zum Bau der jetzigen Anlage für Trauergottesdienste gedient hat“, erläutert Lemanski. Sollte sich der dort zur Verfügung stehende Platz als zu klein erweisen, steht in Absprache mit der Kirchengemeinde Jakobi auch die Kapelle des evangelischen Friedhofteils auf Königsesch als Ausweichmöglichkeit zur Verfügung.
Bei der katholischen Friedhofskapelle selber wird das Dach erneuert und in diesem Zuge ein größeres Vordach installiert, unter dem künftig die Trauernden, die während der Beerdigungszeremonie keinen Platz mehr in der Kapelle finden, draußen wettergeschützt verweilen können. „Vergrößert werden kann der Kapellenraum nicht, weil das unser veranschlagtes Baubudget von rund 500.000 Euro sprengen würde“, sagt Pfarrer Lemanski. Durch den Einbau von Glaselementen in die Giebelfront soll aber mehr Transparenz ermöglicht werden.
Künstlerisch gestaltete Glasfenster bleiben erhalten
Auf jeden Fall erhalten bleiben die nach einem Entwurf von R. Wandel von der Firma Glaskunst F. Klinge gefertigten künstlerische gestalteten Glasfenster an der Südseite. „Daran wird sich auch nach dem Umbau nichts ändern“, meinte Teamleiter Robert.
Einschneidende Veränderung wird es im Seitentrakt mit den Verabschiedungsräumen geben. Die Anzahl der Kammern wird deutlich reduziert auf zwei verbleidende Abschiedsräume. „Die werden aber so hochwertig und groß modernisiert, dass den Trauernden ein würdiges Verweilen bei den aufgebahrten Verstorbenen ermöglicht wird“, betont Pfarrer Lemanski. Vorbild ist das Kolumbarium St. Michael, wo ja innerhalb der Pfarrei noch zwei weitere Abschiedsräume zur Verfügung stehen. „Mittlerweile hält ja auch fast jedes Bestattungsunternehmen eigene Räume bereit, so dass wir in unserer Friedhofskapelle die Anzahl reduzieren können“, verwies Lemanski auf aktuelle Entwicklungen in der Bestattungskultur.
Verlegt werden auch die Toilettenräume, die zukünftig im Nachbargebäude untergebracht werden, wo derzeit noch die Friedhofsleiter sein Büro hat. Dieser bekommt wiederum sein Domizil unmittelbar neben den Abschiedsräumen.
Funktionale Aufwertung
„Somit laufen die Besucher der Friedhofskapelle auf dem Weg zu ihren verstorbenen Angehörigen nicht auf die WC-Anlage zu, sondern auf das Büro“, sagt Pfarrer Lemanski und sieht darin eine funktionale Aufwertung.
Finanziert werden die Bauarbeiten komplett aus dem Gebührenhaushalt des Friedhofs. „Insofern sind wir auf sparsames Wirtschaften angewiesen“, meint Lemanski, der keinerlei Zuschüsse von außen erwarten kann. „Wir beschränken uns beim Umbau darauf, die baulichen Mängel zu beseitigen und gleichzeitig zu Verbesserungen für die Trauernden zu gelangen“, sagte er.
Somit muss auch noch der geplante Einbau einer kleinen Orgel in die Friedhofskapelle warten. „Die werden wir erst ein bis zwei Jahre später einbauen können, wenn es die Finanzen zulassen“, sagt Dechant Lemanski.
Quelle: mv-online
Text + Foto: Paul Nienhaus