Am Sonntag, dem 8. Dezember, wird sie offiziell wiedereröffnet, die berühmteste Kathedrale der Welt: Notre-Dame de Paris. Am 15. April 2019 hatte ein Feuer den Vierungsturm des Nationalmonuments der Franzosen zum Einsturz gebracht, die verheerenden Schäden hinterließen eine Ruine. Jetzt erstrahlt die Kathedrale in neuem Glanz. Darüber dürften sich im Besonderen auch Rheinenserinnen und Rheinenser freuen, denn schließlich ist der erste Bischof von Paris, der heilige Dionysius, sowohl der Patron der Stadt- und Marktkirche als auch der Stadt Rheine. Grund genug also, den Tag der Wiedereröffnung eines so bedeutenden Gebäudes auch im fernen Münsterland festlich zu begehen. Mit einem Konzert.
Fast so berühmt wie die Kathedrale selbst ist die Orgel von Notre-Dame. Erbaut hat sie 1868 der Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll. Nach seinem Vorbild wurde einst auch der Spieltisch der Klais-Orgel in Rheines Stadtkirche gefertigt, zahlreiche Register tragen zudem in Anlehnung an die französisch-romantische Orgelbautradition französische Bezeichnungen. Und auch der Zauber der Akustik in Rheines spätgotischer Stadtkirche ist dem Raumklang der frühgotischen Kathedrale von Paris – wenn auch natürlich in viel kleinerem Rahmen – durchaus vergleichbar.
Französische Orgelmusik steht deshalb vornehmlich auf dem Programm des Konzertes am Sonntag in Sankt Dionysius, Musik aus der großen Zeit der französischen Orgelromantik, aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Von Organisten und Komponisten stammt sie, die an der großen Orgel von Notre-Dame gewirkt oder in jener Zeit für das Instrument komponiert haben. Charles-Marie Widor und Louis Vierne sind die wohl bekanntesten Namen.
Zum Klang einer Kathedrale gehört aber auch der Gesang. Die Capella der Stadtkirche wird deshalb ebenfalls ihren Beitrag zum festlichen Programm leisten. Angefangen beim um 1100 in Frankreich entstandenen Hymnus ‚Ave maris stella‘ über Gabriel Faurés berühmtes ‚Cantique de Jean Racine‘ und Widors brausendes ‚Surrexit a mortuis‘ spannt sich der Bogen bis zu Maurice Duruflés intimer Vater-unser-Vertonung ‚Notre Père‘.
Zu Beginn des Abends ein für unsere europäischen Nachbarn typischer patriotischer Auftakt: Die französische Nationalhymne, die Marseillaise, in der Vertonung von Claude Balbastre, Ende des 18. Jahrhunderts Organist von Notre-Dame. Der heroischen Hymne folgen zwei Variationen und klangmalerisch am Schluss ‚Die Flucht der Feinde der Revolution unter Kanonendonner‘.
An der Orgel der Stadtkirche wird Peter Petermann zu hören sein. Durch das Programm führt Thomas Lemanski, der Pfarrer von Sankt Dionysius, der sich nicht nur die Mühe gemacht hat, Notre-Dame mit Hilfe eines dänischen Spielzeugherstellers nachzubauen, sondern auch über eine handgeschnitzte Replik der mittelalterlichen Madonna von Notre-Dame verfügt. Beide Exponate werden am Sonntag in der Stadtkirche zu sehen sein. Beginn des Konzertes ist um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Peter Petermann
Capella St. Dionyisus
Moderation: Thomas Lemanski
Artikel vom 02. Dez. 2024