„Subwoofer“ und „Celesta“ sorgen für mehr Orgelpower

Organist Peter Petermann demonstriert die Funktionsweise des neuen Glockenspielwerks, der „Celesta“.

Das große Meyersche Konversationslexion (Für alle unter 20-Jährigen: Das war die noch auf Papier gedruckte Ausgabe von Wikipedia, d. Red.) verzeichnet in seiner 25-bändigen Ausgabe von 1978 unter dem Stichwort Orgel zwei Abbildungen: Die erste zeigt die 1730 von Andreas Silbermann erbaute Orgel in der Benediktinerabtei Ebersmünster, die zweite den Spieltisch eines der damals modernsten Beispiele der Orgelbaukunst, nämlich die Orgel in der Stadtkirche Sankt Dionysius in Rheine. Erbauer dieses Instrumentes ist eine der weltweit bedeutendsten Orgelbauwerkstätten, die Firma Klais aus Bonn.

Auch Wunderwerke brauchen Updates

Doch auch ein Wunderwerk der Orgelbaukunst braucht ab und zu ein Update, um für die Zukunft gerüstet zu sein. In den vergangenen Wochen haben Fachleute der Firma Klais die Orgel auseinandergenommen, gereinigt und die Orgel in wesentlichen Teilen ergänzt und modernisiert – Maßnahmen, deren Kosten in den sechsstelligen Bereich gehen und die nur durch die großzügige Spende eines anonymen Sponsors aus Rheine möglich waren. „Aber es wird sich lohnen: Wir werden eine Orgel mit deutlich mehr Volumen bekommen“, ist sich Organist Peter Petermann sicher. Für das Volumen sorgen übrigens einige besonders tiefe Basspfeifen aus Holz, von Petermann scherzhaft „Subwoofer“ genannt. Sie werden nach dem Abschluss der Orgelrestaurierung von einer Sitztribüne für den Chor verdeckt und nicht mehr zu sehen ein. „Zu sehen nicht, aber sicher zu spüren“, schmunzelt Petermann.

„Subwoofer“ und „Celesta“ sorgen für mehr Orgelpower


Nicht nur dieser „Subwoofer“ wird die Klais-Orgel in St. Dionys künftig weltweit einzigartig machen, sondern auch die „Celesta“ in der Friedenskapelle, die über aufklappbare Öffnungen in der Verbindungstür zum Kirchenraum verbunden ist. Dabei handelt es sich um eine Art Mega-Xylophon, einen Holzrahmen mit 56 Stahl-Klangplatten, die elektronisch durch Hämmerchen angeschlagen und zum Klingen gebracht werden. Das klingt so ähnlich wie „Hedwigs Theme“ in den Harry-Potter-Filmen. Erneuert wird auch der in die Jahre gekommene Spieltisch. Mit den neuen Bassflöten wird der Tisch künftig vier statt drei Manuale haben.


Digitale Steuerungstechnik


Dem Stand der modernen digitalen Steuerungstechnik im Orgelbau entsprechend wird auch die Orgel in Rheines Stadtkirche zukünftig über elektronisch generierbare Funktionen verfügen. Ein Replay-System ermöglicht sogar ein automatisches Abspielen von vorher eingespielten Sequenzen oder ganzen Orgelwerken, per Bluetooth lassen sich auf einem Bildschirm digital gespeicherte Noten mit einem kurzen Fuß- oder Fingerimpuls umblättern. Diese und noch viele weitere Sonderfunktionen werden über einen versenkbaren Touch-Screen-Monitor verwaltet. Klais-Orgel goes future! Dieses digitale Steuerungssystem ist übrigens eine aktualisierte Fassung des Steuerungssystems, das auch in der neuen Orgel der Elbphilharmonie in Hamburg installiert wurde.

Erster Einsatz in der Weihnachtszeit


Zu Weihnachten soll die runderneuerte Orgel in St. Dionys erstmals wieder zum Einsatz kommen. Die Restaurierungs- und Modernisierungsarbeiten werden jedoch wohl noch bis März dauern. Zum Stimmen der Orgel wird im November übrigens ein weltberühmter Spezialist nach Rheine kommen. Aber mehr wird noch nicht verraten, denn das soll Gegenstand einer weiteren Geschichte zur Klais-Orgel in St. Dionys sein.

 

Text: Klaus Dierkes
Foto: Sven Rapreger

Münsterländische Volkszeitung