Am ersten Maiwochenende machten wir rund zwanzig Frauen aus einigen evangelischen und katholischen Gemeinden Rheines uns auf den Weg zum Wandern mit Rucksack und Bibel. Regenfest gekleidet, ausgerüstet mit Picknick für das leibliche und mit biblischen Impulsen für das seelische Wohl, starteten wir am Kloster Bentlage an der tags zuvor eröffneten Ausstellung zu den sieben Todsünden (Wollust, Neid, Geiz, Völlerei, Hochmut, Zorn, Faulheit). Herr Tonigs und eine anwesende Künstlerin wiesen uns auf viele interessante und beeindruckende Details hin.
Anschließend wandten wir uns wandernd den sieben himmlischen Tugenden zu. An einer Marienfigur im Wald bot es sich an, die Keuschheit und im übertragenen Sinne auch die Reinheit des Denkens als Bild zu betrachten. Überflüssige, störende Gedanken ließen wir symbolisch mit einem kleinen Stein von der Delsenbrücke in die Ems fallen. Dann entdeckten wir einen tollen gespaltenen, nicht perfekten Baum und beschäftigten uns dort in einer Spiegelmeditation mit der Tugend Wohlwollen, dem Anderen, aber auch uns selbst gegenüber. Weiter hörten wir Bibelstellen und Texte zur Mildtätigkeit, konnten für eine Mitwandererin ein Freundschaftsband knüpfen und dabei gute Wünsche für sie als Geschenk einflechten.
Beim Picknick am Heimathaus Hovesaat erfuhren wir etwas über die Mäßigung, teilten unsere mitgebrachten Leckereien miteinander und unsere Freude über die Sonnenstrahlen, während es andernorts hagelte. Wir staunten, wie schön es dort ist, wo ein Wildbach kraftvoll in die Ems fließt. Dort dachten wir über die Demut nach und überlegten, wofür wir dankbar sind. Ein langes, gerades Stück des Weges bewältigten wir mithilfe eines schönen Textes über die Geduld und mit ein paar Hölzchen, die es galt, geduldig zu balancieren. Dazu stimmten wir ein Taizé-Lied an, das uns von Tugend zu Tugend begleitete. So verging die Wegstrecke wie im Flug.
Am Kloster Bentlage angekommen sinnierten wir über den Fleiß, fanden wieder passende Bibelzitate dazu und jede konnte sich selbst ein Fleißkärtchen ausstellen, auch für die geschaffte Wanderung. Bei Kaffee und leckerem Kuchen waren wir uns am Ende einig, dass wir im nächsten Jahr wieder dabei sein wollen. Auch die Vorbereitung dieses Tages machte Spaß. Vielleicht hat jemand Lust, beim nächsten Mal 'Wandern mit Rucksack und Bibel' mitzugestalten? Herzlich Willkommen!
Melanie Bremenkamp, Nina Rudi, Manuela Tillar
(Kontakt über das Pfarrbüro)